Nachdem die Corinna-bedingten Einschränkungen zum Teil wieder gelockert werden, muss ich unser Sommer-Programm schön langsam mal beginnen. Auf meiner Liste stehen eine ganze Menge schöner Schwimmplätze und heute geht es kurzentschlossen zu den Krause-Springs. Für die braucht man keine Reservierung, wer vor Ort ist, darf rein so lange Kapazität ist.
Als ich am Freitag nachmittag meinen Nachbarn von unseren morgigen Plänen erzähle, kommt die Meldung: “Oh, it´s gonna be crowded, you better go early.” Und das tun wir auch. Es ist ein bisschen huschi in unserem offenen Jeep, aber Texas Hill Country im Morgenlicht entschädigt dafür visuell. Das große Anwesen der Familie Krause liegt nur etwa 40 Minuten von unserem Zuhause entfernt, das ist für texanische Verhältnisse ein Katzensprung.
Und wirklich hat sich das frühe Wegfahren ausgezahlt. Der herrliche Garten mit den vielen Wasserläufen präsentiert sich malerisch im Licht der immer noch tiefstehenden Sonne. Ich fühle mich wie in den Tropen. Herrliche große Bäume, ihre Wurzeln bilden kleine Brücken über die Bäche. Eine über und über mit Farnen bewachsene Grotte, über die ein kleiner Wasserfall in den See plätschert, bildet den akustischen Hintergrund zu diesem Paradies. Auf dem Grundstück entspringen 32 Quellen, die außer dem See auch ein kleines Pool füllen. Doch wer braucht schon ein gemauertes, künstliches Wasserbecken, wenn es so viele herrliche natürliche Gewässer hier gibt?
Der zweite Vorteil des frühen Ankommens liegt ebenfalls auf der Hand. Außer uns sind noch nicht viele andere Leute hier. Ein paar haben offensichtlich am Gelände gecampt und kommen gerade von ihrem Morgenschwimmen zurück. Wie überall in Texas sind die Leute freundlich und man kommt leicht ins Gespräch, überhaupt wo sich die Schönheit des Platzes als Smalltalk-Thema wie auf dem Silbertablett präsentiert. Wir finden einen herrlichen Platz im Schatten eines großen Baumes, direkt am Wasser. Von dieser Homebase aus erkunden wir das Wasser und das restliche Anwesen. Der See ist nicht groß, aber bietet genug Platz um zu schwimmen, mit floats im Wasser zu treiben, von einem Felsen aus einen ropeswing zu machen, von einer Klippe hinunterzuspringen und sich in der Grotte vom Wasserfall berieseln zu lassen. Ich weiß nicht, wie viele schönste Plätze diese Welt bietet, aber die Krause Springs gehören mit Sicherheit dazu.
Im Laufe des Vormittags kommen immer mehr Leute und es wird zunehmend lauter, gedrängter, und weniger idyllisch. Zum Glück hat sich unser erster Eindruck fest eingebrannt. Nach einem ausgedehnten Spaziergang wird es gegen 14 Uhr für uns Zeit, wieder nach Hause zu fahren. Mittlerweile ist es auch sehr heiß, sehr voll und sehr laut. Und das, obwohl angeblich nur zu 25% Kapazität gefüllt ist! Es herrscht eine ausgelassene Stimmung mit viel Lachen und Applaus, wenn sich jemand das erste Mal von der Klippe traut oder einen besonders spektakulären Sprung wagt. Und das ist schön, auch wenn die träumerische Stimmung vom frühen Morgen total verflogen ist.