Unsere Jeep-Freundin Michelle feiert 50. Geburtstag. Und dafür hat sie sich etwas besonderes gewünscht, nämlich einen Trip nach Big Bend National Park. Wir fahren ungefähr sieben Stunden, bis wir, zwar immer noch in Texas, in einer total anderen Welt ankommen. Wüste, Trockenheit, Hitze. Ich habe vorsorglich schon mal den richtigen Lesestoff besorgt, um mich einzustimmen, was so auf uns zukommen kann. Oliver meint, ich wäre etwas obssessiv gewesen, fast 30 Liter Wasser für vier Tage (davon nur zwei im Park) mitzunehmen, aber man kann ja nie wissen.
Unser erster Tagesausflug in den Nationalpark führt uns über den Black Gap Pass zu der alten “Mariscal”-Miene, wo bis 1946 Quecksilber abgebaut wurde. Der Hinweis “Don´t lick the bricks” kommt hier nicht von ungefähr. Der Ausblick über die Wüste ist beeindruckend. Die unterschiedlichen Farben des Sandes, die Weite, die Hitze, jeder Sinneseindruck scheint verstärkt zu sein. Bei einer kurzen Rast werfen wir einen ersten Blick auf Mexiko, aber noch beeindruckt uns das nicht sehr.
Der Rio Grande zwischen Amerika und Mexiko ist hier ein brauner, mittelgroßer Fluss, der der Hitze entsprechend fast zu stehen scheint. Ein kaltes Eis ist uns im Moment lieber. Nachdem keiner aus der Gruppe hier bleiben möchte, fahren wir nach Hause. Der Tag klingt gemütlich im Starlight Theatre aus, und endlich finde ich auch einen Cowboyhut, der mir passt und gefällt. Er passt und gefällt auch Oliver, darum muss ich nochmal losziehen, um noch einen zu besorgen.
Der nächste Tag fängt früh an. In die Christmas mountains dürfen immer nur maximal vier Autos gleichzeitig, mit Genehmigung der Universität. Die einspurige, nicht asphaltierte Straße windet sich sehr nahe am Abgrund auf fast 1.700m Seehöhe hinauf. Das ist natürlich kein Hindernis für uns, und der Ausblick ist atemberaubend. Und es ist ziemlich kühl. Gestern hatte es 41 Grad, heute 17. Brr.
Der Nachmittag bringt uns zumindest mit der Fingerspitze nach Mexiko, denn mehr als Angreifen ist nicht drin. Die Schluchten rechts und links des Rio Grande sind sehr beeindruckend, und das Wasser ist angenehm erfrischend. Dieser Teil des Nationalparks ist sehr beliebt und dementsprechend gut besucht.
Nach unserem kurzen Abstecher geht es für die Kids und mich zu einem Sunset-Pferderitt. Für mehr als zwei Stunden schaukeln wir uns durch die Gegend, durch Flussbetten, und einem wunderbaren Sonnenuntergang entgegen. Wenn man leise die Abspann-Melodie von Lucky Luke dazu summt, kann man sich ganz gut in die Stimmung hineinversetzen.
Der nächste Tag bringt auch schon den Abschied von diesem Flecken Erde. Die Worte wüst, öde, unwirtlich, sind mir noch nie so ambivalent erschienen.
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