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Wieder ist ein Wochenende um. Ich habe am Beginn unserer Reise einmal gesagt, dass ich zumindest einen Tag pro Wochenende wie einen Urlaub erfahren möchte. Macht also insgesamt einen Urlaub von zirka 52 Tagen Länge. Und in einen Urlaub versucht man meist auch viel hinein zu packen. Außer, du bist ein reiner Strand-Lieger-Typ, aber so schätze ich dich nicht ein.
In das vergangene Wochenende haben wir jedenfalls eine ganze Menge reingepackt. Samstag Abend, sehr fein, gut gegessen, sehr nette Gesellschaft genossen. Endlich haben wir das erste Mal jemanden aus der Siedlung eingeladen. Unsere Nachbarin ist Geschichts-Lehrerin an einer High-School, er ist Entrepreneur und im Software-Sektor unterwegs. Und beide hoffen, dass der Rest der Welt nicht den Fehler macht, hinter einem einzelnen Mann eine geschlossene Nation zu vermuten. Es gab ein – bis auf den Schweinsbraten – wunderbares veganes Menü dank der Hilfe von Semmelknödeln, Sauerkraut und Sauce. Leider sind wir die letzten paar Male mit Hühnereiern hier sehr eingefahren, darum kaufen wir schon länger keine mehr. Und Milchprodukte gibt es bei uns ohnehin nur sehr sporadisch, weil ich sie nicht mag und Junior sie nicht konsumieren soll. Kuchen (in meiner Variante mit einem Glas Apfelmus daraufgebatzt) geht ebenfalls ohne Ei und Tiermilch. Der Abend verlief jedenfalls sehr lustig und harmonisch. Und ziemlich laut, denn insgesamt waren wir zu neunt.
Der Sonntag Morgen diente der aktiven Erholung. Die habe ich mir beim Kekse-Backen geholt. Denn meine Mama hat mir beigebracht: Niemals einen leeren Teller zurückbringen. Ich musste mir nämlich von einer anderen Nachbarin Teller für den Vorabend ausborgen, da wir nur acht Gedecke besitzen. Die Reaktion meiner Nachbarin, als ich ihr ihre Teller mit meinen Keksen zurückbrachte: “They taste so healthy, I love them!”
Nach dem Kekse-Backen ging es an ein besonderes Spiel: Bean boozled. Das ist eine Art russisches Roulette. Man dreht an einem „Glücksrad“ und muss dann zum Beispiel ein weißes Jelly Bean nehmen. Ob es sich dabei aber um „Coconut“ oder „Spoilt Milk“ handelt, weiß man erst, wenn man es isst. Und ehrlich, ich hatte zwei von drei Mal Pech. Ich weiß gar nicht, wie man so etwas grausiges überhaupt herstellen kann! Zum Glück hatten wir keine Zeit mehr zum weiterspielen, der nächste Programmpunkt stand an: Wandern mit Nachbarn.
Auf dem Geländer unserer neighbourhood ist ein kleiner See der im Zuge der Bebauung entstand, und der eigentlich als Entlastungsbecken bei Starkregen dient. Rund um den gibt es zahlreiche Wege und einen davon sind wir heute gegangen. Dabei haben wir neue Leute kennen gelernt sowie ein wenig über die Bebauungs-Entwicklung in diesem Teil der Stadt erfahren. Das Wetter war auch herrlich, warm und sonnig.
Nach einem schnellen Nachmittagsessen (Mittags gab es ja „barf“ und „dead fish“) ging es zu den Nachbarn schräg gegenüber. Es ist Superbowl-Sunday! Im heutigen Finale der National Football-League spielen die Kansas City Chiefs gegen die Chicago 49ers. Ich verstehe das Spiel nicht, und es interessiert mich auch nicht. Aber mit Nachbarn zusammensitzen, tratschen (Football dauert immer nur geschätzte 10 Sekunden, dann ist time out), und in den Werbepausen „Commercial Bingo“ spielen fühlt sich schon sehr amerikanisch an. Die Werbungen während des Superbowl sind nämlich wirklich sehr gut gemacht, und auch sehr lustig. Und dazu gibt es eben Bingo-Karten, und wer zuerst alle Werbungen in einer Spalte oder Reihe abhaken kann, hat gewonnen. Und juhu, gewonnen hat mein Schatz! Den Superbowl haben übrigens die Kansas Chiefs gewonnen. Ich habe die Nachbarin gefragt, für wen wir sind. Sie hat gesagt, ist völlig egal, Football kümmert hier keinen, aber vielleicht ein bisschen für die Chicago 49ers, denn die haben eine Frau als Trainerin. Tja, kam anders.
Mit dem Ende des Superbowls war unser Abend noch nicht vorbei! Die Kinder haben sich selbst zu Bett gelegt, während Oliver und ich nochmal weg gefahren sind, um bei einer Open-Mic-Session zuzuschauen. Ein Bekannter hat mir in einer SMS gesagt, dass er um 22:30 Uhr im Mr. Tramps als Stand-up-comedian auftritt. Das war wirklich der krönende Abschluss dieses Tages! Leider habe ich Hollis nicht geantwortet, dass ich komme, weshalb er dann nicht kam, aber das tat dem Spaß keinen Abbruch.
Die Bar ist in einem Stadtteil der vielleicht schon mal bessere Zeiten erlebt hat. Aber das Essen ist sehr gut und das Personal aufmerksam. Für open mic ging es dann in den Hinterraum. Dort wurde es schräg-künstlerisch. Ich hatte den Eindruck, dass der Großteil der angehenden Kleinkunststars zugedröhnt war. Zum Teil hatten sie auch Schwierigkeiten mit der Artikulation, aber Mr. Tramps ist ja auch nur der erste Schritt einer Karriere als Comedian. Doch ein paar der Mutigen waren auch wirklich witzig und haben mehrere gute Gags geliefert. Der letzte, der auftreten sollte, war plötzlich nicht mehr da. Es entspann sich folgender Dialog: „They removed him from the bar!“ „Why did they remove him from the bar?“ “He picked a fight with somebody, so they bounced him!” “What? Why did he pick a fight when he was cast to go on stage later?” “I don´t know? Maybe he used it as a weapon??” Wenn du uns besuchen kommst, fahren wir auf jeden Fall mit dir dort hin, die open Mic night ist nämlich einen Ausflug wert. Keep Austin weird!
Wie immer sehr lustige und interessante Beschreibung eures “Texas Abenteuers” liebe Kathi! Bitte weiter so! Vielen Dank dass ihr uns daran Teil haben lasst! Alles Liebe aus dem Land der Burgen😉😚
Danke für den Hinweis wie man Kommentare hinterlässt. 😉 Total nette Artikel. Danke. Liebe Grüße aus Paris
Erinnert mich an die “Every flavour beans” in Harry Potter. Dumbledore hatte mal eine mit Ohrenschmalz-Geschmack,wenn ich mich recht erinnere 🤪