Amerika und seine Politik ist für mich ein spanisches Dorf. Ich gebe zu, auch Österreich und seine Politik sind für mich nur knapp vor dem Mont Blanc. Gerade deshalb möchte ich ein wenig mehr in Erfahrung bringen, wie es meine Nachbarinnen hier so empfinden . Ich habe Glück, denn alle Leute, mit denen ich persönlich öfter zu tun habe, sind liberal eingestellt.
Ein paar meiner Freundinnen sind mexikanischer Herkunft, und für sie war es ein Schock, als vor vier Jahren der jetzige Präsident gewählt wurde. Vor allem, weil es so unwahrscheinlich schien. Schon davor hatte er in den Medien viel Aufmerksamkeit weil er so ist, wie er ist. Doch anscheinend war Amerika nicht bereit, direkt nach einem schwarzen Präsidenten eine Frau ins Amt zu wählen.
Mit dem Schock kam die Furcht vor dem Unbekannten. Was passiert mit uns? Werden meine Kinder in der Schule jetzt gedisst? Welcher meiner Bekannten hat für ihn gestimmt und hasst mich im Geheimen immer schon? Auch Familien haben darunter gelitten, denn politische Vorstellungen sind nicht immer die gleichen unter Eltern und Kindern oder unter Geschwistern. Und der jetztige Präsident polarisiert sehr, auch (oder vor allem??) in Texas. Die Städte (Dallas, Houston, Austin) sind eher liberal (demokratisch, blau), während die weiten ländlichen Gebiete traditionell konservativ (republikanisch, rot) sind.
Ich möchte noch einmal sagen: Was ich hier schreibe, habe ich in persönlichen Gesprächen erfahren und bezieht sich meistens nur auf meine direkte Umgebung, sprich, Austin. Gestern (Dienstag) waren die ersten Vorwahlen. Dabei kann der Wähler bestimmen, welche Kandidaten einer Partei sie unterstützen. Damit werden nicht alle Kräfte zwischen mehreren aussichtlosen Kandidaten zerrieben. Gleichzeitig werden auch Richter, Senatoren, sowie andere politische Ämter hier vorbestimmt. Faktisch läuft es so ab, dass man elektronisch einen Wahlzettel für seine Partei bekommt. Du musst also sagen, ob du für Demokraten oder Republikaner bist. Hier findest du einen Musterstimmzettel für beide Parteien. Wer genau schaut, findet den Namen De La Fuente auf beiden Zetteln, die schräge Geschichte dazu gibt es hier. Was noch auffällt: Es gibt wesentlich mehr Kandidaten bei den Demokraten als bei den Republikanern. Obwohl, es sind bereits etliche Kandidaten vor den Wahlen aus dem Rennen ausgestiegen.
Zusätzlich gibt es sowohl von Republikanern als auch Demokraten “propositions”, gewisse Vorschläge. Auf dem republikanischne Stimmzettel kann man mit Ja oder Nein stimmen für: “Texas sollte Gebete in öffentlichen Schulen nicht einschränken oder verbieten.” “Texas sollte Beschränkungen des Rechts, Waffen zu besitzen und zu tragen, ablehnen.” “Texas sollte den Bau einer physischen Barriere unterstützen und vorhandene Überwachungsausrüstung in Verteidigungsqualität entlang der gesamten südlichen Grenze von Texas verwenden.” Andere Anträge beziehen sich auf historische Gebäude; Schulbildung; Steuern oder das Wahlsystem.
Bei den Demokraten wird man z.B. gefragt: “Recht auf Gesundheitsversorgung: Sollte jeder in Texas ein Recht auf eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung haben, die durch ein allgemein zugängliches System im Medicare-Stil geschützt ist […]?” oder “Recht auf Würde und Respekt: Sollte jeder in Texas ein Recht auf ein Leben in Würde und Respekt haben, das frei von Diskriminierung ist […]?” Weitere Anträge beziehen sich auf saubere Luft, Wasser und Klimaschutz; wirtschaftliche Sicherheit; das Wahlsystem; Steuern; faire Strafjustiz und Einwanderungsgesetze.
Meine Auszüge sind vielleicht voreingenommen, aber ihr seht vielleicht einen Unterschied. Übrigens gehen alle meine Freunde davon aus, dass Donald Trump für weitere vier Jahre Präsident wird.
Noch ein kurzer update: Wer lieber pro-demokratisch informiert wird, schaut eher CNN. Wer eher republikanisch beeinflusst werden will, schaltet auf Fox. Als sehr neutral wird PBS eingestuft, und ebenfalls sehr gerne besucht wird die Webseite der League of Women Voters.