Der August war ein ziemlich langweiliger Monat. Doch er endete mit einem Höhepunkt unseres bisherigen Aufenthalts in Amerika. Kurzentschlossen haben wir mit unseren Nachbarn und einem weiteren Freund beschlossen, nach Santa Fe zu fahren. Um die lange Reise aufzubrechen, wurden zwei Stopps eingeplant.
Unser erster Stopp nach vier Stunden war die 4B Ranch. Ben Brooks besitzt ein Paradies, in dem sich die Kinder gleich wohl fühlten. Platz so weit der Blick reicht, Tiere, Gefährte, ein tolles Haus mit Cantina, und genug Freunde um immer jemanden zu haben, der mit einem Unfug treibt. (Kleiner Hinweis zur Navigation: Fotos in einer Galerie gehen immer in diesem Fenster hier auf!)
Leider musste Oliver zu Hause bleiben, weil er jeden Tag ins Büro musste. Und auch die mitreisenden Erwachsenen waren fleißig am remote-arbeiten. Aber das hielt die Kids nicht davon ab, Spaß zu haben. Bereits am nächsten Tag ging es weiter, aber weil der Kurz-Besuch bei Ben viel zu kurz war, wurde ausgemacht, dass wir am Rückweg wieder stehen bleiben. Doch jetzt ging es erstmal weiter nach Ruidoso, New Mexico.
6,5 Stunden Autofahrt durch schnurgerade Wüste. Ich hätte es mir nicht gedacht, aber so viel Weite ist trotz der Abwesenheit von Hinguckern ziemlich interessant. Auf jeden Fall regt es zum Nachdenken und Assoziieren an. Die Kids waren dank Hund und Elektronika auch sehr friedlich.
Erst kurz vor unserem Ziel wurde das Gelände anders, sehr bewaldet und gebirgig. Wir sind in den berühmten “Sierra Blanca“-Bergen. Ruidoso ist auch ein beliebtes Wintersportgebiet. Während Oliver in dieser Woche in Austin bei heißen Temperaturen bis spät in die Nacht schwitzte, kuschelten wir uns abends in unsere Westen und genossen den Ausblick von unserer herrlichen Terasse. Das Harper-Haus war etwas exzentrisch, die Kinder haben es genossen! Zur Unterhaltung gab es nicht weit entfernt einen Skate-Park, und sonst wurde in Haus und hottub gechillt.
Nach zwei Tagen in diesem Bergdorf ging es weiter nach Santa Fe, der Hauptstadt von New Mexico. Die Landschaft wurde wieder beeindruckend flach. Nach nur wenig mehr als drei Stunden erreichten wir unser Ziel. Ein kleines Adobe Haus mit dem schönen Namen “Mariposa” (noch jemand, der bei diesem Namen an “Barbie” denkt? Furchtbar.) Auch dieses Haus ist wieder sehr unkonventionell, mit einem fantastischen klimatisch angepassten Garten. Nach ein wenig Hin und Her haben auch alle Reisenden einen Schlafplatz gefunden. Und zum Glück gibt es auch in Santa Fe Skate-Parks.
Ein Tagestrip führte uns an den Rio Grande. Dieser Fluss ist auch geologisch sehr interessant, denn er ist nicht durch Erosion entstanden, sondern durch einen Riss. Dass ich mit diesem Wissen jetzt angeben kann, liegt an unserem sehr kompeteten Bootsführer der Santa Fe Rafting Company. Unser Rafting-Ausflug führte uns durch den “Race-course” Teil des Rio Grande. Hier ist schon Albert Einstein “baden gegangen”. Der Wasserstand ist Ende August allerdings sehr niedrig. Das macht den Kurs nicht rasanter, aber technisch anspruchsvoller. Und der andere große Vorteil ist, dass durch die relative Ungefährlichkeit alle Kids in dem einen Boot sitzen können und die Erwachsenen im anderen. Eine großartige Gruppenbildungs-Aktivität!
Auf der Rückfahrt nach Santa Fe werden wir wieder mit malerischer Landschaft verzaubert.
Am nächsten Tag geht es zu einem Stadtbummel. Santa Fe gilt als Hochburg für Kunst. Zahlreiche Galerien, Museen und Shops zeigen oder verkaufen Malerei, Keramik, Schmuck und sonstige schöne Dinge. Vieles davon ist von der Kultur der Native Americans beeinflusst, aber auch der spanische Einfluss ist klar erkennbar. Nicht nur in der gegenständlichen Kunst, sondern auch in der Architektur der Hauptstadt.
Ein paar fun facts: Santa Fe liegt auf über 2.100 Metern Seehöhe (im Vergleich dazu Innsbruck: 574m) und der vollständige Städtename lautet “La Villa Real de la Santa Fe de San Francisco de Asís”.
Viel zu kurz ist auch hier der Aufenthalt. Ich hätte gerne das Georgia O`Keefe Museum gesehen, oder ein pueblo besucht. Ich bin zwar kein Spieler, aber ein Casino wäre vielleicht einen Ausflug wert gewesen. Sicher hätte ich auch noch die eine oder andere Rad-Runde gedreht oder wäre wandern gegangen. Aber geht nicht alles. Außerdem lockt uns noch die Aussicht auf Ben´s 4B Ranch, zu der wir am nächsten Tag aufbrechen.
Die Fahrt zurück nach Texas führt uns diesmal durch das kleine Städtchen Roswell. Das erlangte internationale Bekanntheit durch einen angeblichen UFO-Absturz im Jahre 1947 und die dadurch angeheizte Verschwörungstheorien und wissenschaftliche Weltraum-Forschung.
Doch Roswell war noch nicht mal die Hälfte der Strecke. Wir hatten drei Stunden hinter uns, aber noch fünf Stunden vor uns. Und wieder – endlose Weiten. Kein Wunder, dass das UFO hier abgestürzt ist. Der Pilot ist vermutlich vor Langeweile eingeschlafen. Nein, sorry. Es ist echt wunderschön, aber schön langsam ermüdet mich Autofahren durch wunderschöne Gegenden. Man kann auch mal genug nachgedacht haben. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an die Fahrer, die uns alle sicher von A nach B und C und D und E….
Wir sind zurück auf Ben´s Ranch und es erwartet uns ein volles Programm. Zuerst geht es zum Nachbargrundstück, wo ein alter Silo zum Schwimmbecken umfunktioniert wurde. Danach zum malerischen Fotoshooting, wo die Hauptrolle wieder der Landschaft gebührt und wir Winzlinge nur Statisten sind. Und der Höhepunkt folgt bei schwindendem Tageslicht. Der fachgerechte Umgang mit Waffen. Wir haben im Vorfeld geklärt, dass meine Zwei und ich nicht jagen, aber auf statische Ziele schießen finde ich okay. Ich bin da ja sehr zwiegespalten. Ich verstehe die Faszination, möchte auch mit Respekt und Know-how mit diesen Geräten umgehen können. Gleichzeitig bringen Waffen in vielen Fällen nur Tod und Verderben. Deppert. Ich weiß, mich fasziniert schießen, und gleichzeitig wünschte ich mir, es wäre nicht so. Schreib mir gerne in den Kommentar was du davon hältst. Nichts desto Trotz möchte ich auch meinen Kindern erlauben, unter professioneller Aufsicht einmal zu schießen. Und bei Ben fühle ich mich sicher.
Der Abend klang sehr ruhig auf der Terasse aus. Am nächsten Tag gab es nur noch ein rasches Frühstück und ein wenig herumblödeln auf dem Polaris. Und danach, du errätst es vielleicht, nicht ganz vier Stunden Autofahrt durch wunderschöne Landschaft zurück nach Austin.
Klingt toll! Wenn mich meine verstaubten Spanischkenntnisse nicht täuschen,dann heißt Mariposa übrigens einfach Schmetterling.